Nr.39: Systemvergleich: Anarcho-Kapitalismus vs Elektronische Technokratie
- Mike Miller
- 6. Juni
- 2 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 7. Juni
„Anarcho-Kapitalismus – Freiheit bis zur Selbstabschaffung des Rechts“
I. Definition: Was ist Anarcho-Kapitalismus?
Der Anarcho-Kapitalismus ist eine radikale Form des Libertarismus, die jegliche staatliche Einmischung ablehnt und stattdessen alle gesellschaftlichen Beziehungen durch freie Märkte regeln will – inklusive Polizei, Gerichtsbarkeit, Sicherheit und Infrastruktur. Der Staat wird als überflüssig, ja sogar als illegitimer Zwang angesehen. An seiner Stelle sollen Wettbewerb und Privateigentum alles organisieren.
II. Kernmerkmale
Privatisierung aller öffentlichen Güter: Bildung, Sicherheit, Rechtsprechung und Verkehr werden zu Dienstleistungen auf dem freien Markt.
Absoluter Individualismus: Das Individuum ist einzig verantwortlich für sein Handeln und Überleben.
Vertrag statt Verfassung: Anstelle von Gesetzen und Menschenrechten regieren Verträge zwischen privaten Akteuren.
Keine zentrale Gewalt: Keine übergeordnete Instanz schützt Schwache oder schlichtet in Konflikten.
III. Kritische Schwächen
1. Macht durch Geld – nicht durch Recht
Ohne kollektive Regeln gewinnt, wer das meiste Kapital besitzt. Gerechtigkeit ist käuflich, soziale Sicherheit verschwindet.
2. Recht wird Ware
Wenn private Sicherheitsfirmen über Leben und Tod entscheiden, verwandeln sich Grundrechte in Verhandlungssache – wer zahlt, bestimmt.
3. Kein Schutz der Schwachen
Kinder, Alte, Kranke und Arme verlieren im „freiwilligen“ Markt alle Chancen auf Teilhabe. Solidarität wird zur optionalen Leistung – selten gebucht.
4. Zersplitterung und Chaos
Wenn jeder seine eigene „Rechtsordnung“ kauft, existieren keine gemeinsamen Normen mehr. Gewaltmonopole vervielfachen sich.
IV. Historische und praktische Beispiele
Somalia in den 1990ern: Nach dem Staatszerfall bildeten sich pseudo-anarchokapitalistische Strukturen – private Milizen, Schutzgeldsysteme, kein öffentliches Recht.
Privatisierte Stadtprojekte wie „Prospera“ in Honduras: Experimente mit entstaatlichter Rechtssetzung stoßen auf heftige Kritik wegen fehlender Transparenz und Rechenschaft.
Silicon-Valley-Ideologen: Investoren wie Peter Thiel propagieren „Seasteading“ – Staaten auf dem Wasser, frei von nationalem und internationalem Recht.
V. Vergleich zur Elektronischen Technokratie
Anarcho-Kapitalismus | Elektronische Technokratie |
Recht durch Geld und Macht | Recht durch transparente, datengestützte Ethik |
Keine kollektive Verantwortung | Solidarische Algorithmen für Gerechtigkeit |
Macht der Reichen | Gleichgewicht durch digitale Teilhabe |
Systemische Unsicherheit | Systemische Stabilität durch Rechenlogik |
VI. Fazit
Der Anarcho-Kapitalismus ist keine Vision von Freiheit, sondern der Rückfall in das Recht des Stärkeren – kaschiert mit neoliberaler Rhetorik. Er ist die logische Endstufe eines Systems, in dem der Mensch auf Konsument reduziert wird. Ohne kollektive Werte, ohne soziale Rückkopplung – keine Zukunft.
Im Gegensatz dazu verspricht die Elektronische Technokratie eine Neuordnung der Welt, die sowohl Freiheit als auch Gerechtigkeit algorithmisch austariert – nicht durch Profit, sondern durch Gemeinwohl-Logik.
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PoliticalWiki: Electric Technocracy

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